Sonntag, 10. Juni 2007

Und jetzt ist schon wieder alles vorbei...

Aufstehen um 6.30 Uhr, packen, frühstücken, Zähne putzen. Einsteigen in diesen schrecklichen Bus (Argh!) und... ja, und jetzt? Unser Busfahrer benötigte eine geschlagene Stunde, um die Poller Wieser zu finden, auf denen der Abschlussgottesdienst stattfinden sollte. Wir waren einer der letzten Busse, die auf dem Parkplatz ankamen. Die Insassen machten sich gleich auf und pilgerten 20-30 Minuten lang von hier zu den Poller Wiesen. Der Anblick war überwältigend. Ich habe noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, außer vielleicht im Fernsehen. Aber selbst dabei zu sein? Dieses Gefühl ist einfach nur geil.
Die Bühne war ca. 300m von uns entfernt, aber dank einigen Leinwänden gelang es uns auch ohne Probleme, dem Gottesdienst zu folgen. Eine Glanzleistung war es meiner Meinung nach, wie die vielen Helfer und Helferinnen gemeinsam mit Pfarrern ein Abendmahl für 100.000 Menschen auf die Beine stellten. Die Verteilung dauerte seine Zeit, war aber beeindruckend. Als am Ende die Wise Guys die Bühne betraten und ihr "Lebendig und kräftig und schärfer" sangen, wimmelte es von orangenen Kirchentagsschals in der Luft.
Zügig machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem fahrbaren Untersatz, um nicht in das größte Menschengedränge hineinzukommen. Allerdings mussten wir dort nochmals über eine halbe Stunde warten, bis die Reisegruppe vollzählig war. Ausgerechnet die, die sich am Anfang am lautesten beschwert hatten, dass der Fahrer die Poller Wiesen nicht findet und wir so viel Zeit verlieren, kamen nun um einiges zu spät. Was soll man dazu noch sagen...?
Die Rückfahrt dauerte glücklicherweise nicht so lange wie die Hinfahrt, da wir seltsamerweise in keinen Stau gerieten. Außerdem waren wir alle so erledigt, dass wir fast die meiste Zeit schliefen.

Der Kirchentag 07 in Köln brachte die unterschiedlichsten Erfahrungen mit sich. Zum Beispiel, dass es noch viel hässlichere Schulen gibt, als unsere hier in Tettnang. Oder, dass es tatsächlich tausende von Jugendlichen gibt, die sich offen zu ihrem Glauben bekennen, sich nicht schämen, dazu zu stehen.
Faszinierend waren für mich in diesen 5 Tagen die eher kleinen Dinge. Man sitzt oder steht in der Straßenbahn, irgendjemand fängt plötzlich an, auf seiner Gitarre zu spielen und schon singt der ganze Waggon.
Die Hilfsbereitschaft der Pfadfinder und die Geduld, die die Helfer für uns aufbrachten, haben mich sehr beeindruckt. Mein Dank an dieser Stelle an euch alle!
Allerdings kamen mir einige Kölner etwas...seltsam vor. Wenn man sie nach dem Weg fragte, wussten sie oft nicht, wo sich eine bestimmte Kirche befindet oder konnten einem keine Auskunft über den Standort des nächsten Geldautomaten geben. Am Samstag, als dann doch der blockierteste Kölner kapiert haben sollte, was da in seiner Heimatstadt vor sich geht, hörten wir am Abend von einer Gruppe Jugendlicher: "Was geht denn hier ab? ... Ach, die Protestanten sind da." Dazu fällt mir nichts mehr ein.

Alles in allem war der Kirchentag hammergenehm und ich kann jetzt schon sagen, dass es mit Sicherheit nicht mein letzter gewesen sein wird. Vielleicht sieht man sich ja mal (wieder)..?
Bis dann, lassts euch gut ergehen!

"Ähh...ich glaube, wir hätten eben nach rechts abbiegen müssen..?"

Diese Stadt ist riesig.
Mein nichtvorhandener Orientierungssinn ist völlig überfordert. Wenn wir Laura nicht dabei hätten, wären Antje und ich schon längst verloren.
Am Freitag hielten wir uns morgens auf der Messe auf und besuchten um 11.30 Uhr am Tanzbrunnen einen Film mit dem Titel "Diese Zeit hat es nie gegeben". Eine ehemalige BDM-Gruppenleiterin erzählte von ihrer Haft, ihrer Unschuld und ihren Gedanken, die sie damals quälten.
Der Film hat uns sehr beeindruckt, der Theatersaal war komplett voll. Erschüttert verließen wir den angenehm kühlen Raum nach 1 1/2 Stunden und machten uns auf den Weg in die Innenstadt.
Nach einem ausgiebigen Aufenthalt bei unserer Domtreppe und einem kleinen Bummel durch einige Geschäfte fuhren wir wieder auf die Messe. Zur "Speisung der 5000" kamen wir leider zu spät, die Halle war überfüllt. Dafür ging es bald danach weiter mit Crushead, einer genialen Band aus Metzingen (Jaa, Schwaben!), die wir schon am Vorabend gesehen und gehört hatten.

Der Samstag startete wieder auf der Messe bei einem Workshop über die Verhältnisse von Kindern und Jugendlichen auf den Philippinen. Bei einem Spiel konnten wir sehen, wie verheerend die Umstände für die Menschen dort sind. Keine richtige Schulbildung, kein Geld, keine Grundlage, sich ein Leben aufzubauen. Wie soll das denn weitergehen?
In der Johanneskirche fand ein sehr schöner Jugendgottesdienst über Terror und Gewalt in unserer Welt statt. Die Band spielte bekannte Lieder und die Atmosphäre war sehr entspannt, nicht wie sonst bei einem Gottesdienst, wie ich ihn kenne.
Abends spielte Fool's Garden auf der Diakoniebühne am Heumarkt. Es war sehr viel los, aber von unserer Mülltonne in der letzten Reihe aus konnten wir den ganzen Platz überblicken.
Nachdem wir Abschied genommen hatten von unserem geliebten Dom, gingen wir noch ein letztes Mal in ein Eiscafé und feierten zusammen mit den Kölnern und Kirchentagsgängern die letzte Nacht.

Freitag, 8. Juni 2007

Angekommen...

Zehn Stunden Fahrt in einem Backofen liegen hinter uns. Dank diversen Staus und sonstigen Behinderungen haben wir drei Stunden länger gebraucht als geplant. Nach Ankunft in unserem Gemeinschaftsquartier, der Gesamtschule Holweide, machten wir uns sofort auf in die Stadt. Den Eröffnungsgottesdienst hatten wir zwar schon verpasst, dafür lag nun aber der Abend der Begegnung vor uns.
Wir Mädels waren noch nie zuvor in Köln gewesen, und das Straßen- und U-Bahnnetz ist hier ziemlich verwirrend für einen Neuling. Irgendwie haben wir es dann aber doch geschafft, in die Innenstadt zu kommen. Der Anblick des Doms ist atemberaubend. Wie kann man nur ein solches Bauwerk ohne moderne Hilfsmittel erschaffen?
Es wimmelte vor Menschen, orangenen Kirchentagsschals und Cafés. Nach einer Pizza erkundeten wir die Straßen, beobachteten die Leute und genossen es einfach, endlich angekommen zu sein.
Die Hitze war fast unerträglich, aber man konnte sich ja auf die wunderschönen Massenduschen in der Schule freuen. Um 00.30 Uhr kamen wir dort an. Die sanitären Anlagen der Holweide sind - um es einfach mal so auszudrücken - unter aller Sau. Auf unserem Stockwerk befinden sich 4 Damentoiletten, davon kann man 3 nicht abschließen. Graffiti ziert die Wände und Türen, Mülleimer und Spiegel fehlen so gut wie überall. Die Duschen sind ziemlich dreckig, aber wenigstens kommt auch noch mitten in der Nacht warmes Wasser.
Nach der mehr oder weniger entspannenden Dusche begaben wir uns "zu Bett". Der nächste Tag würde anstrengend werden...

Den Donnerstag verbrachten wir damit, die Messe und einige Teile der Innenstadt zu erkunden. Ohne unseren Plan hätten wir uns schon zigmal verlaufen, da bin ich mir sicher. Die Treppe vor dem Dom ist unser Lieblingsplatz. Dort kann man sich einfach auf die Stufen setzen, etwas überteuertes aus dem Hauptbahnhof essen und die Leute beobachten.
Am Abend besuchten wir ein Rockkonzert auf der Diakoniebühne am Heumarkt. Zwei der Bands kommen aus der Nähe unserer Heimat, eine davon hatten wir zuvor schon mal gesehen.
Später fuhren wir, gemeinsam mit meiner Ma, auf den Neusserplatz zu einem Taizé-Gottesdienst. Die Lieder und die friedliche Atmosphäre wären wohl perfekt gewesen, unseren Tag ausklingen zu lassen, hätten wir nicht beim Heimweg Probleme bekommen, noch eine U- oder S-Bahn zu finden, die uns um diese Uhrzeit zur Schule hätte bringen können. Als wir dann endlich um ca. 2.30 Uhr auf der Luftma lagen, waren wir total am Ende.

Samstag, 2. Juni 2007

Auf nach Köln!

In 4 Tagen ist es so weit! :)

Am Mittwoch gehts endlich los. Früh morgens werden wir starten, 593km liegen laut dem Google Routenplaner vor uns. Das evangelische Bildungswerk Oberschwaben hat einen Bus organisiert, um alle Kirchentagsbesucher vom Bodensee sicher nach Köln zu bringen. Unter ihnen werden sich auch meine beiden besten Freundinnen, meine Mum und ich befinden. Für Laura, Antje und mich wird es der erste Kirchentag in unserem Leben, meine Ma hat allerdings schon evangelische und ökumenische Kirchentage besucht und unterstützt uns bei den Vorbereitungen mit ihren Erfahrungen.
Auf das Massenlager in "unserer" Schule sind wir schon sehr gespannt. Wie wird es sein, sich mit hunderten von Menschen 5 Tage lang ein paar Toiletten, Duschen und Waschbecken zu teilen? Wie wird das tägliche Frühstück aussehen, wie das Klassenzimmer, in dem wir wohnen werden...?
Außerdem... wie soll so etwas überhaupt aussehen, tausende von Menschen für eine knappe Woche in einer Stadt zu versammeln und zusammen zu feiern? Fragen über Fragen...
Das Endergebnis werden wir wohl in ein paar Tagen erfahren. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass das Wetter mitspielt und wir genügend Unterhosen einpacken.

Also, worauf warten wir noch?